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Partner des "Fairen Handel" besucht –
Bei den Kleinbauern und Produktionsbetrieben

 

 

   
 

Vortrag in Wort und Bild von Rosemarie Pscheidl und Dieter Zabel im PZ "St. Severin"

Mitterfelden (pi) – Rosemarie Pscheidl vom örtlichen Weltladen "Fair miteinander" und Dieter Zabel (Referent für Erwachsenenbildung, Menschenrechte und Solidarität bei Missio, München) hielten im Pfarrzentrum "St. Severin von Noricum" Diavortrag über die Philippinen. Gezeigt wurden vor allem Aufnahmen abseits jeglichen Tourismus. Zu den Aufnahmen gab es kurze Erläuterungen, persönliche Empfindungen und Eindrücke. Über drei Wochen waren sie mit Gleichgesinnten zu Beginn dieses Jahres in Fernost. Nach dem Report gab es einen kleinen Imbiss und Getränke und es bestand die Gelegenheit mit den Reisenden zu sprechen und Fragen zu stellen.

Über 80 Personen waren in den Pfarrsaal gekommen, wo zunächst Pfarrer Wernher Bien als Hausherr das Publikum begrüßte und sagte, er selbst habe sich ein Jahr auf den Philippinen aufgehalten. Rosemarie Pscheidl dankte dem Seelsorger, dass der Vortrag im Pfarrzentrum stattfinden konnte und begrüßte besonders Dieter Zabel.
Der Diplom-Theologe und Diplom Pädagoge ist seit 1981 bei Missio, München als Bildungsreferent tätig und es war heuer im Januar seine 12. Reise zum Inselstaat in Asien. Der Vortragende erläuterte, dass der Staat Philippinen aus über 7.100 Insel bestehe, 300.000 Quadratkilometer groß sei und dort 90 Millionen Menschen leben. Über 300 Jahre war der Inselstaat spanische Kolonie, dann amerikansich. Der Anteil der Katholiken liegt bei 84 Prozent, die Protestanten haben sechs Prozent und die Muslime weisen fünf Prozent auf. Philippinos sind oft Seeleute und bei Schiffshavarien und Überfällen von Piraten betroffen. Ein Viertel ist im Ausland beschäftigt, so in Japan, Singapur, USA. Die größte Gruppe, nämlich eine Million Leute, arbeiten in technischen Berufen in Saudi Arabien. Ärzte lassen sich in Krankenhäusern zu Krankenpflegern ausbilden, um dann in diesem Beruf in den Vereinigten Staaten tätig zu sein, denn der Verdienst liegt dort höher als im ursprünglichen Beruf im Heimatland. Nach diesen Hinweisen wurden dann die Bilder präsentiert.
Der Flug wurde in Frankfurt gestartet und führte nach Hongkong, dann mit Verspätung weiter nach Manila. Beim Zielflughafen in Bacolod startete im Anflug der Pilot plötzlich seine Maschine durch und nach 20 Minuten konnte erst gelandet werden. Extremer Sturm und Tropenregen brachten Hochwasser, dies war der Grund für die Maßnahme. "Die Leute sind freundlich, trotz des Hochwassers. Eigentlich sollte es im Januar nicht regnen, aber die Philippinos bekommen den Klimawandel zu spüren", erklärte Rosemarie Pscheidl.
Moderne Bürogebäude und ein größeres schiefes Haus wurden als Gegensatz gezeigt. Die verschiedenen Fahrzeuge auf der Straße waren meist übervoll mit Gütern oder Menschen beladen, weiters war hier die Luft sehr schlecht. Hauptsache ein Dach über den Kopf, so eine Behausung war zu sehen, ungefähr in der Größe eine Großmülltonne, wie sie bei uns in den Wohnblöcken vorhanden sind.

In der Reisegruppe waren zwei Geschäftsführer vom Fairhandelshaus Bayern und mehrere Damen von Weltläden in leitender Funktion, deshalb wurden auch Produktionsbetriebe und Kleinbauern besucht. Um das erste Ziel einen Zuckerrohrproduzenten auf der Insel Negros zu erreichen musste an einem Fluss aus dem Bus aussteigen und das Gewässer zu Fluss durchwatet werden, das Gefährt kam nach und die Fahrt führte dann weiter. Unterwegs sah die Gruppe Wasserbüffel bei der Feldarbeit. Die Vegetation war üppig und durch den Regen sehr grün.
Die Hälfte des Landes ist mit Zuckerrohr bepflanzt, früher waren es sogar mal 90 Prozent. Trotz der schweren Arbeit, geerntet wird mit einer Machete, sind die Zuckerrohrträger sehr freundlich. Sie bringen die Ernte zu Lastwägen, die über eine schmale, steile "Hühnerleiter" bestiegen und dann beladen werden (Schwerstarbeit!).
Die LKW bringen die ökologisch angebauten Mascobado-Zuckerrohre in eine Zuckermühle, dort wird unter anderem gefiltert und der gewonnene Zuckerrohrsaft 45 Minuten per Hand bewegt. Mit einem Detektor wirdnach Metallteilen gesucht. "Auf Hygiene wird großer Wert gelegt, Handschuhe und ein Mundschutz getragen. Die entnommenen Proben werden aufgehoben, um eine spätere Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.
"Um die Abhängigkeit von Zucker zu reduzieren, spielen Bananen eine wichtige Rolle", erklärte Dieter Zabel. Bananenblätter werden als Tischdeko, aber auch als Regenschutz verwendet. Einer Plantage wurde ein Beuch abgestattet. Dem obersten Chef bis hin zum kleinsten Arbeiter durften Fragen gestellt werden, und man bekam immer eine Antwort.
"Es wurden viele Gespräche geführt mit Leuten, die ihre Produkte noch nicht über den fairen Handel vertreiben", so Pscheidl die noch erwähnte, dass jede Familie etwa acht bis zehn Kinder habe.
Schockierende Zustände in Gefängnissen, die für jeden, der sie sehen möchte zugänglich sind, wurde dem Publikum vermittelt. Auf knapp 30 Quadratmetern sind 77 Personen (Erwachsene und Jugendliche) eingepfercht und dies bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Die Inhaftierten sitzen mit angezogenen Knien aufeinander und übereinander. Meist gibt es unter den Gefangenen einen "Major" der den Ton angibt. Die hygienischen Verhältnisse sind unter aller Würde, hinter einem Vorhang verbirgt sich eine Toilette und ein Waschbecken für diese eine Zelle. Die Reisegruppe brachte Geschenke mit und reichte diese im Beisein einer Sozialarbeiterin durch die Gitterstäbe.
Von einem Behindertenprojekt wurde berichtet. Es werden dort Holzspielwaren hergestellt. Die verwendeten Farben und Lacke sind in Deutschland nicht zugelassen, deshalb ist ein Vertrieb hier nicht möglich. Die Leute dort zeigten sich aufgeschlossen. Die Besucher waren fasziniert von der Arbeit der Menschen mit Behinderung.
Von früh morgens bis abends war die Gruppe unterwegs, was anstrengend war. Lieb gewonnen hatten sie ihre Sandalen, welche relativ schnell trockneten.
Im Preda-Haus war dann der nächste Aufenthalt, wo auch die Nacht verbracht wurde. Das Projekt Preda, betreut vor Ort durch den Priester Father Shay Cullen, dient unter anderem der Rettung von Mädchen aus der Prostitution, schulische Ausbildung, Therapie und Re-integration. Preda hat eine Theatergruppe und diese zeigte eine Stunde Ausschnitte aus ihrem Programm. Die jungen Künstler gehen auch auf Tournee.
Die Vortragende sprach über die enorme Gastfreundlichkeit der Philippinos und in diesen Zusammenhang auch, dass Kinder Verantwortung für die Familie tragen und zum Unterhalt beitragen müssen.
Kinder sind anfangs meist scheu und verstecken sich hinter Erwachsenen, hinter Bäumen und Häusern. Kleine Geschenke ließen ihre Herzen höher schlagen. Aufgeblasene Luftballons wurden voll Erstaunen und Begeisterung zum Gruppenspiel verwendet. Es gab keinen Streit, wenn ein Ballon mal platzte.
Ein besonderer Blick richtete sich vom Publikum auf eine fast blinde Frau, die ein Bild vom Papst stickte.
In Gesprächen waren die Erwachsen sehr offen und nannten ihre Visionen und Träume. Die Leute aus der Reisegruppe sagte ihnen, was möglich sei.
Weiter wurde berichtet, dass aus gesammelten Müll mit alten Nähmaschinen Taschen und Rucksäcke hergestellt werden, dies in einer Werkstatt der Pfarrei.
Unterwegs im Land kam die Gruppe an Kokosplamen und Reisterrassen vorbei, konnte auch eine Reisernte beobachten. Der Reis wird auf der Straße oder Parkplätzen getrocknet, bei Regen mit einer Plane abgedeckt.
Bei dem dreiwöchigen Aufenthalt gab es nur einen freien Tag, dieser wurde genutzt zum Wandern zu einem Vulkan und im schön gelegenen Kratersee wurde gebadet.
Laut Pscheidl habe das Essen sehr gut geschmeckt, jedoch bekamen die Reiseteilnehmer ein Problem mit dem Trinkwasser, da dieses nicht ganz sauber war.
Die Fertigung von Weihnachtsengel, Sternen und anderen Motiven konnte in einer kleiner Werkstatt beobachtet und selbst die Kunstfertigkeit ausprobiert werden.
Bei der Fahrt durch die Orte fiel auf, dass immer die Wäsche zum Trocknen und Bleichen draußen aufgehängt war. Ein Besuch wurde auch Gewächshäusern , Schweinezucht und Hühnerfarm abgestattet. Auch Märkte gibt es, hier werden unter anderem Fleisch, Früchte und Kaffee angeboten.
Ein Dorf der Aetas wurde aufgesucht, dies sind Ureinwohner , die Kleinbauern verkaufen Mangos aus dem Öko-Anbau. Die Herstellung verschiedener Korbwaren war auf den Bildern zu sehen.
Abschließend sagte Rosemarie Pscheidl: "Mit nach Hause genommen haben wir in unserem Herzen die Erinnerung an eine wunderschöne Insel und die lachenden fröhlichen Menschen, die uns auch einfach nur im Vorbeifahren zugerufen haben ‚Welcome tot he Philippines' in der Hoffnung, dass es für bald eine bessere Zukunft geben möge. Ich bedanke mich für die große Geduld und ihr Interesse." Für den informativen Vortrag gab es vom Publikum Applaus. Von insgesamt 4.500 Bildern wurde 425 gezeigt.
In Körbchen gaben danach die Anwesenden freiwillige Geldspenden für den Weltladen, deren Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind.
Nach dem Vortrag über eine außergewöhnliche Reise gab es ein gemütliches Beisammensein mit Häppchen und Getränken. Die Möglichkeit zu Gesprächen mit den Referenten wurde genutzt. Auf der Bühne wurden vom Weltladen "Fair miteinander" phlippinische Produkte ausgestellt und zum Kauf angeboten. Die Besucher wussten nun ja, wo die Ware herkommt.

 
 
www.weltladen-mitterfelden.de – Pfarrzentrum St.Severin, Ludwig Thoma Str. 2 83404 Mitterfelden
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