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Kuntisuyo - Im Land des Kondor
30 Jahre Missionsarbeit in Peru

 

 

   
 

7.100 Euro für Missionstätigkeit im Andenhochland von Peru
Spendierfreudige Besucher bei Vortrag von Padre Windischhofer


Auf Einladung des örtlichen Weltladens "Fair miteinander e.V." hielt der österreichische Missionar Padre Franz Windischhofer im Mai 2010 einen interessanten Vortrag über sein Wirken im Andenhochland von Peru. Seit 30 Jahren setzt er sich dort für die Ärmsten ein. Hilfe zur Selbsthilfe ist ein großes Anliegen von ihm. Im Rahmen eines Bildervortrages berichtete er von den Lebensumständen, den Projekten, seiner sozialen und pastoralen Arbeit in dem Südamerikastaat. Die zahlreich erschienen Gäste bekamen von dem Padre Geschichten über peruanische Essgewohnheiten und Bräuche zu hören. Windischhofer konnte mit dem Vortrag rund 7.100 Euro an Spenden für seine Arbeit in Peru sammeln. Bei dem anschließenden Stehempfang, ausgerichtet vom Weltladen und dem Katholischen Frauenbund, wurde die Möglichkeit persönlich mit dem Padre zu sprechen, genutzt.

 
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Weltladenteam Ainring mit Padre Windischhofer

Überreichung Goldenes Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich von Landeshauptmann Pühringer für: 30 Jahre Botschafter der Nächstenliebe bei den Ureinwohnern des ehemaligen Inkareiches

Der Missionar zeigte den Gästen zunächst das von ihm betreute Gebiet auf Landkarten und ging auf die topografischen Besonderheiten Perus ein: "Peru hat 24 Bundesländer die sich auf 1.285.000 Quadratkilometer verteilen. Peru hat 30 Millionen Einwohner, davon leben etwa 10 Millionen Leute in der Hauptstadt Lima. Ein Drittel der Einwohner lebt im ländlichen Bereich. Die Hochebene ist auf über 4.000 Meter Höhe und liegt am 15. Breitengrad, südlich des Äquators. Im Mai, Juni und Juli liegen die Temperaturen in der Nacht bei minus 12 bis 14 Grad. Am Tag hat es um die 20 bis 25 Grad plus", schilderte der Seelsorger.

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Im Norden Perus war er zehn Jahre Pfarrer, doch diese Tätigkeit wurde je durch Terroristen abgebrochen. Er und der Bürgermeister wurden gefangen genommen und vor ein Volksgericht gestellt. Nur wegen der Fürsprache starker Frauen ließen sie ihn wieder frei mit der Vorgabe, er müsse das Land kurzfristig verlassen. Das Gemeindeoberhaupt wurde erschossen. Windischhofer kehrte für ein Jahr nach Österreich zurück. Seit 20 Jahren ist er wieder in Peru, jetzt aber im Süden der Region Arequipa.

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Das Motto von Padre Franz lautet "Hilfe zur Selbsthilfe". Er gibt die Spenden nicht direkt an die Menschen weiter, sondern investiert in die lokale Infrastruktur, die den Menschen ein Leben in größerer Selbstständigkeit ermöglichen soll. 60 Dörfer hat der Priester zu betreuen, die bis zu einer Höhe von 4.800 Metern liegen. Seine höchste Pfarrstelle ist auf 4.500 Meter und das Auto wird da schon langsam, wie er schilderte. In seinen fünf Pfarreien Callalli, Sibayo, Tisco, Caylloma und Imata leben 12.000 Menschen und die Fläche hat 7.000 Quadratkilometer, etwa die Fläche des Bundeslandes Salzburg.

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Zur Einstimmung zeigte der Missionar bei seiner digitalen Foto- und Filmshow Bilder aus Lima, der Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, dem Colca-Tal (ein uraltes Siedlungsgebiet); dem Hochgebirge Cordillera Blanca (Bergsteigerparadies): Im Bild präsentierte er eine Blume die noch in 4.800 Höhe wächst. Bei seinem Vortrag prangerte Windischhofer die Korruption in Peru an, ebenso Prestigeobjekte, die nichts bringen. Im Staat leben viele intelligente Leute und Peru könnte reichstes Land der Welt sein. Zu den Dörfern, in denen der Padre wirkt, sagte er, die Spanier haben sie 1573 schachbrettartig angelegt. Lama, Alpaka und Vikunja liefern Fleisch und Wolle und Lama's dienen als Lasttiere, die bis zu 70 Kilogramm tragen können. Hauben und Schals, welche die Frauen stricken, kauft er ihnen ab, schickt sie nach Österreich und werden dort auf den Weihnachtsmärkten angeboten. Decken und Ponchos werden von den Einheimischen gewebt. Der Wochenmarkt ist wichtig und findet in größeren Dörfern statt. Im Bild zeigte er einen Markt in 4.500 Meter Höhe, wo die Leute von weit her kamen. Notwendiges wird dort zum Kauf angeboten. Die Elektrogeräte stammen aus China. Alpakafleisch (wichtige Einnahmequelle der Bauern) wird verkauft und gerne verzehrt, da es kein Cholesterin hat. Schlimm ist es, wenn die Tiere gestohlen werden. Da die Polizei zum Teil korrupt ist, üben die Bürger Selbstjustiz, so zeigte Windischhofer einen ausgebrannten LKW. Es kommt auch vor, dass Diebe getötet werden.
Sein Zimmer in 3.867 Meter Höhe hat er fotografiert. Darin war zu sehen: Bett, Computer und viele Bücher, weil er gerne liest. Internet hat er nicht, dazu muss Windischhofer sich in ein anderes Dorf begeben. Zur Ernährung nimmt er in erster Linie Brot und Kaffee zu sich. Es gibt religiöse Feste mit Tanzgruppen, die ganze drei Tage dauern. Gegessen wird dabei Alpakafleisch und entwässerte Kartoffeln; Gemüse gibt es in den Hochanden nicht. "Die Leute ernähren sich sehr einseitig", bedauerte der Vortragende.
Zu seiner Arbeit als Geistlicher gehören Trauungen und Taufen. Die Erwachsenentaufen geschehen auf Wunsch der jeweiligen Person: "Hier erlebt man Bekehrung", sagte der Padre, der weiter informierte, dass die Leute Sandalen aus Autoreifen tragen.

Besonders die Jugendarbeit liegt ihm am Herzen: "Die Jugend hat keine Vision, weil die Eltern arm sind. Gerade bei Begegnungstagen wird vermittelt, dass Jesus ein Lebensmodell bietet. Die Jugendlichen hören hin, versuchen dann ihr Leben zu gestalten." Auch Kurse für Ehepaare werden angeboten und die Leute kommen gerne. Das Wort Gottes wird für das tägliche Leben ausgelegt.
Der Missionar zeigte Bilder von einem Internat, das mit einer Solaranlage ausgestattet ist. Die Kinder sind hoch motiviert, wenn sie die Möglichkeit zum Lernen haben. Mädchen und Buben respektieren sich und helfen einander. Schlafräume wurden farblich durch die jungen Bewohner gestaltet. Die Wände sind mit dünnem Styropor verkleidet und es gibt eine Fußbodenheizung. Die Landesregierung von Oberösterreich sowie die örtliche Gemeinde haben die Solaranlage finanziert. Hier können die Kinder sogar richtig duschen - in ihren Dörfern gibt es etwas nicht. Dem Seelsorger geht es allgemein darum, Dinge vorzuzeigen, die dann von den Einheimischen weitergetragen werden. Aus der Region gingen fünf Frauen ins Kloster, heute sind drei davon in Rom.

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Für Kinder und Jugendliche gibt es Bibliotheken, außerdem werden Computerkurse angeboten. Auch um die alten Menschen kümmert sich der Missionar. Sie werden von ihren Familien oft alleine gelassen und können sich nicht ausreichend ernähren. Ein Altersheim oder einen Arzt gibt es nicht. Sehr einfach ist die offene Feuerstelle, Felle dienen als Decken. Die "Küche" ist der einzige Raum der geheizt wird. Die Wasserstelle muss abgedeckt werden, da sonst das Wasser gefriert.

Der Padre organsiert Ausspeisungen für die alten Leute. Die meisten von ihnen haben Augenproprobleme, sie leiden an Schneeblindheit. Decken und Kleider werden für Kinder im Pfarrhof verteilt. Über einen Mittelwellensender werden Nachrichten und wichtige Informationen verbreitet, das Radio wird sehr gerne gehört. Gewächshäuser für den Gemüseanbau wurden eingerichtet. Außerdem werden die Einheimischen in der Meerschweinchenzucht geschult. Es sind keine Maskottchen, sondern das zarte Fleisch dient als weitere Fleischquelle. Kuhfladen, Lama-Mist oder Sträucher werden als Brennmaterial zum Heizen hergenommen. In 4.700 Meter Höhe führte er in einer Kapelle einen Film im Fernsehgerät vor, zum Staunen der Besucher wurde das Gerät mit einen Stromaggregat betrieben.   alte

Die Organisatorin der Veranstaltung, Rosi Pscheidl, wandte sich danach an den Weltpriester und überreichte ihm vom kirchlichen Kindergarten einige Präsente. Sie erinnerte in Versform an das 30-jährige Wirken in der Mission.

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Das Weltladenteam hatte zusammen mit dem Katholischen Frauenbund ein Büfett und Getränke vorbereitet. Beim Stehempfang nutzen die Gäste das Gespräch untereinander und auch mit dem österreichischen Missionar. Nach der Zählung der Geldspenden konnte schließlich Frau Pscheidl ein stolzes Ergebnis verkünden: "Sie haben heute 2.000 Euro gespendet." Der Weltladen legte nochmal 600 Euro drauf. Aus Tombola, Rosenverkauf sowie Kundenspenden kamen weitere 960 Euro zusammen. Der Betrag des Abend wurde durch eine Einzelspende verdoppelt und so konnte Padre Franz Windischhofer für seine sozialen und pastoralen Projekte insgesamt über 7.100 Euro mitnehmen.

Andreas Pils

     

Bildergalerie zum Besuch von Padre Windischhofer aus Peru

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